Die Schmalspurbahn und Post

Bei der Kreistagssitzung im Mai 1894 in Bleckede wurde der Bau der Schmalspurbahn beschlossen. Die Kleinbahn wurde im Jahre 1895 von der Stettiner Firma Lenz &. Co. gebaut. Der Tageslohn der Gleisarbeiter betrug 2,50 – 3,00 Mark. Sie führte von Bleckede über Barskamp und den Schieringer Forst nach Tosterglope, dann über Gut Horndorf und dem wüsten Ort Maschmoor nach Dahlenburg zur Gaststätte Kurlbaum, die früher der Bahnhof war. Die Bahn fuhr mit einer Geschwindigkeit von etwa 15 km pro Stunde, erst später mit einer Geschwindigkeit von ca. 30 km. Sie hatte eine Spurbreite von 750 mm und die Gesamtstrecke betrug 47,25 km. Die Chronik weiß zu berichten, dass die Kleinbahn öfter Schwierigkeiten mit dem Entgleisen der Lokomotive oder eines Waggons hatte, ebenso wie mit der Sturheit der Bevölkerung, die ihre Tiere auf den Schienen entlang führte. Blumen pflücken war übrigens während der Fahrt verboten! Die Schienen waren Krupp – Stahlgleise, mit einer Länge von 9 m und eine Stärke von 15 kg/m hatten, und sie lagen auf 10, 21 kg schwere Eichenschwellen. Sie wurden später dann zum Teil 14 Schwellen verwendet. Die Bauzeit betrug nur 5 Monate. Am 4. Nov. 1895 wurde die Strecke eingeweiht, alle waren auf den Beinen. Alt und Jung waren zu den Bahnhöfen gekommen, um die mit Tannengrün geschmückten Zug zu bewundern.
Am 17.12.1895 entgleiste der Zug bei Tosterglope, (Einweihungsfahrt) was für die damalige Zeit ein Ereignis war. Mit der Zeit verringerten sich die häufigen Entgleisungen und die Höchstgeschwindigkeit wurde mit Genehmigung des königlichen Eisenbahnbetriebsamtes auf 25 km pro Stunde erhöht. Die Bevölkerung liebte ihre Kleinbahn trotz aller Unzulänglichkeiten, auch die Bauern nutzten sie zum Transport von Tieren und Ernteerzeugnissen. Sie fuhr viermal am Tag aus Bleckede kommend und viermal aus Dahlenburg kommend durch Tosterglope. In der Zeit vom 17. Dezember 1895 – 13. Januar 1896 wurden 9935 Fahrkarten verkauft. Der Bahnhof befand sich in der jetzigen Gaststätte Hachmeister und der Lagerschuppen ist das jetzige Wohnhaus von Frau Albrecht an der Barskamperstrasse. Noch heute kann man mindestens in kleinen Teilen die Bahnstrecke noch verfolgen. Eine Betriebseigene Kiesgrube lag auf dem Krähenberge die heute der Fam. J. Schoop gehört. Von der Grube ist nichts mehr zu sehen, sie wurde in den achtziger Jahren zugeschüttet. Wegen einer Grundstücksahngelegenheit die, die Kleinbahn betraf musste der Gemeindevorsteher Saucke in Dahlenburg als Gutachter am 27.8.1896 tätig werden. Ein Schreiben das der Gemeindevorsteher Saucke aus Tosterglope dem Landrat Schneider schrieb, es ist im Landratsamt am 15.2.1898 eingegangen darin heißt es:
Herrn Landrath Schneider Wohlgeboren

Ich ersuche das Königliche Landrathsamt, doch die Gendarmerie, bisschen darauf aufmerksam zu machen, das die Wirtschaft Tiedemann doch nicht bis Nachts um 4 Uhr auch bis 6 Uhr Morgens geöffnet. Auch der Zug hält manchmal 1/2 Stunde an und in Dahlenburg wollen gerne Leute mit, da hält der Zug nur 1 Sekunde. Die Wirtschaft bei Tiedemann ist doch auch nicht mehr als andere, können sich die Frauen sich ja tot ärgern. Nachts sitzen sie da, die ganzen Nächte und spielen Karten und dann noch nachts auf der Straße. Also bitte ich doch Herrn Landrath da mal einzuschreiten Eine für viele.
An Herrn Gemeindevorsteher Saucke Tosterglope

Mit dem Auftrage dem Gastwirt Tiedemann von dem vorstehenden Schreiben, mit denen Eröffnen Kenntnis zugeben, das ich zwar —————– nicht polizeiliche Untersuchungen an – ordne, dass ich ihm aber dringend verwarnte die Vorschriften bezüglich der Polizeistunde pünktlich zu beachten, widrigenfalls auf das Strengste gegen ihn vorgegangen werden werde.
Bleckede vom 16. Februar 1898 Der Landrath Schneider
Sommer- Fahrplan 1896
Bleckeder Kreisbahn
Bleckede – Dahlenburg

Ortab1.2.3.
Bleckedeab.Apr 45Sep 131.48 Uhr
Nindorfab.Apr 55Sep 231.58 Uhr
G”ddingenab.05. AprSep 322.07 Uhr
Barskampab.05. DezSep 402.15 Uhr
Tosterglopeab.Mai 28Sep 562.31 Uhr
Horndorfab.Mai 4010. Aug2.43 Uhr
Dahlenburg Fleckenab.Mai 52Okt 202.55 Uhr
Dahlenburg Stbhf.ab.06. FebOkt 303.05 Uhr

Alle drei Züge fuhren 1 bis 2 Stunden später nach Bleckede zurück. (Die mit einem Strich versehenden Uhrzeiten sind Nachtstunden). Alle Züge der Kreisbahn führten Wagen mit 2 und 3 Klasse mit sich. 1910 lief der Pachtvertrag mit der Stettiner Firma aus und der Landkreis Bleckede übernahm die Bahn, die die Bahn dann modernisierte. Ab dem 1. Mai 1910 wurden von der Maschinenfabrik Esslingen gebaute Dampftriebwagen eingesetzt, und die Waggons bekamen elektrisches Licht. Ein Bahndamm ist noch in Schieringen beim Forsthaus zu sehen, weiterhin gehört der Graben zwischen Niehoff und Schulz zur alten Bahnlinie, ebenso wie bei Marschen der leider noch zur Hälfte bestehende Bahndamm, der durch den Jägerkaten (Herrenholz) in Richtung Horndorf führt. Der Erste Weltkrieg brachte dann das Ende der Kleinbahn. Das Material war heruntergewirtschaftet, die Kohlen waren sehr teuer und die Züge wurden nur noch wenig genutzt. Nach dem Kriege konnte die Bahn nicht mehr die Kosten auffangen, da nun auch eine Normalspurbahn nach Bleckede verlegt wurde. Der Anlass zum Bau der Normalspur war, die Errichtung eines Öllagers bei Bleckede. Das Öllager wurde vom Reichsmarineamt gebaut, um den Treibstoff für die Kriegsschiffe zu sichern. Am 21. Januar 1922 wurde die Strecke auf Anweisung des Regierungspräsidenten aus Lüneburg stillgelegt. Die Gleise wurden zu Schleuderpreisen verkauft und die Lokomotiven zum großen Teil an die Firma Maffei übereignet. Andere Gerüchte besagen, sie seien als Reparationsleistung nach Polen überführt worden; ein Gerücht, das sich nicht bestätigen ließ. Der Tostergloper Bahnhof (Lagerschuppen) wurde Düngerschuppen, später wohnte ein Herr Fink in den umgebauten Räumen. In den 2 Weltkriegen waren dort russische Gefangene untergebracht, anschließend bewohnte der schlesische Friseur Jäckel das Gebäude. (Die Leute ließen sich dort die Haare Schneiden). Nachdem die Straße um 1957 gebaut wurde, die links an dem Gebäude vorbei geführt, bekam der Landwirt Kruse (jetzt Fam. Schüler) das Grundstück als Tausch von der Gemeinde für den verlorenen Ackerboden. Nach Herr Jäckel bewohnte das Haus Fam. Karl May sen. bis es Landwirt Kruse an die jetzige Fam. Albrecht verkauft hat.
Reise und Entgleisungslied (Endstand um 1894) Originaltext
Wir stehen im Zeichen des Verkehrs, so sprach der Rat der Weisen,, drum meine Herren, wie ist`s, wie wär`s. Wir müssen weit mehr reisen. Die Schifffahrt die genügt uns nicht, trotz unserer breiten Elbe. Der Postverkehr vergnügt uns nicht, s`ist nimmer doch dasselbe. Wer reisen will, der schafft sich an, Ine reguläre Klingelbohn „.
So zu den Weisen sprach der Rath, die seufzen durch die Nasen. Er aber schreitet schnell zur Tath und schreibt ein Brief nach Olsien. Von darher kam der Lenz ins Land, obwohl der Herbst erschien. Der regte rüstig Kopf und Hand, legt Schwellen und Schienen. Und eins, zwei, drei da wars geschehn, wir sehn ne Klingelbahn entstehen. Mit Wagen, schön zum Reisen doch — wenn sie nun entgleisen? Es raucht der Schlot, die Glocke klingt mit fröhlichem Gebimmel. In Dorf und Stadt, die Fahnen schwingt, ein malerisches Gewimmel. Und mitten in dem Kreis Hauptort erhebt sich stolz die Ehrenpfort den Herren Inspectören, zum Grüße und zu Ehren. Da wird geredet hin und her, das Weihrauchfass geschwungen. Es wird geräuchert kreuz und quer, gedichtet und gesungen, dann setzt man sich zum Essen, das Wein`s wird nicht vergessen. Doch draußen raucht der Zug mit Macht die Wagen stehen offen, zu Muttern in derselben Nacht zu kommen darf man hoffen. Ein Pfiff ein Ruck dann geht es los, man fliegt sich in den Arm und Schoß. He`welche Lust, zu reisen ! Jedoch — darf man nicht entgleisen. Ach, aber ach ! In Süd und Nord, fast zur gleichen Stunde o Inspektor, o Ehrenfort. Wir kommen auf die Hunde, ein Ruck, ein Krach, ein Weh, ein Ach zu ende ist das Reisen. Die Züge, sie entgleisen! So war es geschehen, so ist es halt. So war`s die ganzen Wochen. Die Züge entgleisen das man schreit und wund sich stößt die Knochen. Wenn das noch länger weitergeht, bald keiner auf dem Bein mehr steht. Der Teufel hol das Reisen, beim morgigen entgleisen. Bleckede: Auf der kürzlich dem Verkehr übernommenen Bleckeder Kreisbahn, entgleisten am Tage der Eröffnung zwei Züge, sodann fast täglich zwei, einmal vier Züge.
Der im Lied erwähnte Lenz ist der Erbauer.

 

a. Postwesen.
Der Postverkehr wurde bei uns um 1848 noch zu Fuß ausgetragen, und später durch einen fahrenden Landbriefträger abgelöst. Erst durch den Bau der Bleckeder Kleinbahn, trat ein technischer Wandel ein. Die Posthalterei in Tosterglope war im Hause des Wirths Saucke, in Köhlingen der Oecomoie H. Niebuhr. Um 1895 wurde die Posthalterstelle zu der Gastwirtschaft Tiedemann (jetzt Hachmeister)verlegt. Von (um)1922 kam sie nach der Gastwirtschaft Wenk, bis sie 1932 wieder zum Gasthaus Tiedemann (Hachmeister) zurück verlegt wurde.

 

Postzusteller / in und Hilfszusteller/in um 1848-1994:

Namevon-bis
Herr Hermann Sauckeum 1848-bis um 1895
Herr Wilhelm Tiedemannum 1895-1922
Herr Wilhelm Wenk1922-1932
Herr Albert Hachmeister1932-1941
Frau Ella Hachmeister jetzt Martens)1932-01.04.1967
Frau Elfriede Niehoff (geb. Albrecht)ca. 1943-1945
Frau Agnes Meyerca. 1941-1975
Frau Anni Schraderca. 1942-bis ca. 1947
Frau Lina Königca. 1941-1978
Herr Willi Gotthold (Poststelle)01.04.1967-30.06.1986
Frau Gertrud Gotthold1978-1988
Frau Ingridt Schultz (Poststelle)01.07.1978-01.06.1988
Aushilfedann bis 1.2.1995
Poststelle Frau Ilse Schmidt (Ellringen)01.07.1986-31.12.1990
Frau Hildegard Münch (Nahrendorf)01.06.1991-01.04.1997
Frau Angelika Waschkus (geb. Stefaniszyn)ca. März 1989-ca. Sept. 1993

 

Zeitungszustellerin /er

Frau Anni Schrader
Frau Frieda Maschke
Frau Christa Zimmermann